Meine Balkan Tour 2024 4500 Km in 12 Tagen
Ein weiteres mal sollte mich meine Tour in den Balkan führen. Dazu gab es zwei Gründe.
Zum einen war meine letzte Balkan Reise etwas verregnet. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, das mich das gleiche Schicksal auch dieses mal treffen wird. Zum anderen war es das Fest beim Hotel Guri in Theth in Albanien welches durch die Spendenaktion von Wolfs Bike on Tour initiiert war. Mehr mehr zu diesem Thema erfahren möchte, sollte bei Wolfs Bike on Tour TV vorbei schauen. Wolfs Bike on Tour TV „Was für eine Party“.
Meine Planung sah eine schnelle Anreise nach Kolašin in Montenegro vor, da wir uns am Montag den 9. September dort trafen um abends gemeinsam zu Essen. Am 10. September war dann die gemeinsame Anreise zum Hotel Guri in Theth Albanien. Da ich Samstags los fuhr, hatte ich 3 Tage für diese Strecke. Immerhin ca. 1585 km. So fuhr ich am 1. Tag 715 Km bis nach Slowenien zum Hotel Rakov Škocjan. Für eine Nacht war das Ok, aber ein weiteres mal würde ich ein Doppelzimmer nehmen. Das Einzelzimmer lag angrenzend an der Gastherme, die 24 Stunden lief. Noch ein kulinarischer Tip: 2 Ortschaften vor der Unterkunft, in Unec, gab es eine Pizzeria. Dort konnte man gemütlich draußen sitzen und ein Auge auf sein beladenes Motorrad haben.
Am Tag 2 ging es dann weiter über schöne kleine Straßen Richtung Kroatien. Da ich nicht so viel Zeit hatte nahm ich dann in Kroatien wieder die Autobahn. Diese verließ ich erst bei Mali Prolog um über die Pelješac Brücke nach Luka zu fahren, wo ich meine zweite Übernachtung hatte. Laut meiner Wetter App sollte ein Unwetter in der Region aufziehen. Nach einem Gespräch mit der Gastgeberin, war die beste Option so früh wie möglich am nächsten Tag los zu fahren.
Also fuhr ich dann noch bei Dunkelheit um 05:30 Uhr am 3. Tag los und das war genau richtig wie sich später heraus gestellt hatte. Es gab Teilnehmer die wegen des Unwetters nicht durchkamen da Straßen überflutet waren. Unterwegs Richtung bosnischer Grenze viel mir auf das meine LED Kennzeichenbeleuchtung blinkte. Soll ja nicht gerade förderlich sein bei einem Grenzübertritt. Ich riskierte es und wurde damit belohnt, das es keinen kümmerte. Wenn ich schon nicht auf unbefestigten Wegen fuhr, dann doch wenigstens auf kleinen Straßen. So tat ich das auch in Bosnien wo dann nicht die Wege sondern Bosniens Hunde die Herausforderung war. Bei einem kleinen Ort sah ich schon die Schafe über den Weg laufen. Ich hielt an und machte den Motor aus. Da ich schon einige Horrorgeschichten über Balkans Hütehunde hörte, hatte ich auch Pfefferspray dabei. Zum Glück waren dieses mal Schäfer dabei aber auch deren ziemlich große Hütehunde die mich genau beobachteten. Die Schäfer grüßten mich und ich wartete geduldig bis die Schafe die Straße überquert hatten. Das Problem waren nicht die großen Hütehunde, die ihre Schafherde auch vor Wölfe und Bären verteidigen müssen. Etwas weiter vorne beobachtete ich einen Hund der mich genau im Blick hatte und sich hinter einem Busch duckte ohne seinen Blick von mir zu lassen. Für mich hieß das nur, wenn ich lose fahre, dann gas geben. Die Entfernung zum Hund reichte um mit 70 Km/h an diesem vorbei zu rauschen. Bei dem Tempo hatte er keine Chance. Ansonsten stellte ich fest, das die wild lebenden Hunde gar kein Problem waren. Die meisten wollen nur um Futter betteln, tun aber weiter nichts. So fuhr ich in einer wunderschönen Gegend dem Unwetter in Kroatien davon. An der Grenze zu Montenegro die übliche Prozedur. Eigentlich wollen die nur den Ausweis und den Fahrzeugschein sehen. Den Führerschein und die grüne Versicherungskarte geben sie immer gleich zurück ohne sie anzuschauen. Ausweis und Fahrzeugschein werden eingelesen und im System hinterlegt. Da ist es von Vorteil über kleine Grenzstationen zu fahren bei denen nicht viel Betrieb ist. Aber Vorsicht, es gibt Grenzstationen da kommt man nur als Lokaler durch. Nicht jede ist für den internationalen Verkehr geöffnet. Kurz vor Nikšić hat man eine wunderbaren Ausblick auf den Slano Jezero, eine Seenlandschaft mit ganz vielen Inseln. Von Nikšić fuhr ich über Šavnik nach Kolašin zu meiner Unterkunft die mir von einem Bekannten empfohlen wurde, danke dafür.
Dort angekommen wurde ich gleich runter gewunken, damit ich mein Motorrad sicher im Hof parken kann. Kaum stieg ich ab, wurde ich erst mal zum Begrüßungstrunk mit smal talk eingeladen. Nicht das man jetzt denkt ich könnte montenegrinisch, natürlich auf englisch. Kolašin ist in Montenegro ein bekannter Wintersport Ort. Er zieht im Sommer aber auch jede Menge Wanderlustige an. Abends gab es dann ein gemeinsames Essen der Wolfs Bike on Tour Community in einem netten Restaurant in Kolašin. Übrigens sehr lecker und günstig dort.
Am Tag 4 ging es dann um 09:00 Uhr los. Wir trafen uns beim Gradski Park und bei 26 Motorräder gab es hier und da ein klein wenig Verkehrsbehinderung die aber niemanden wirklich störte. Dann ging es los und Wolf führte uns über wunderschöne Strecken zur albanischen Grenze. Hier gab es einen längeren Aufenthalt da von jedem die Personalien zu Papier gebracht wurden. Zudem hatte jemand Probleme mit dem Luftinhalt in seinem Reifen. Da es jede Menge Teilnehmer gab, wurden schnell Lösungen gefunden. So konnte die Tour durch eine schöne Landschaft weiter gehen bis nach Theth. Am Hotel angekommen wurden wir von der Familie Guri empfangen. Wer mehr zu diesem tollen Fest wissen möchte, sollte beim youtube Kanal von Wolfs Bike on Tour TV vorbei schauen. Da ich und auch zwei andere als Camper angemeldet waren, konnte ich endlich mein Zelt aufstellen.
Am nächsten Tag, dem Tag 5 meiner Reise, hieß es dann auch schon wieder Abschied nehmen von neu gewonnen Bekanntschaften die sich dann in alle Himmelsrichtungen verteilten. Bei einigen ging die Reise weiter und andere fuhren nach Hause. Für mich hieß es über den Norden wieder zurück nach Montenegro. Wer in den Norden möchte, muss allerdings zuerst Richtung Süden fahren. Die Strecke war zwar asphaltiert aber Landschaftlich sehr eindrucksvoll. Ich kam dann zu einer wirklich kleinen Grenze und dachte schon, ich dürfte hier nicht rüber. War aber dann alles kein Problem und ich konnte meine Fahrt fortsetzen.
Das Wetter wurde schlechter und trüber, was meine Eindrücke der Gegend schmälerte. Schließlich kam ich dann wieder in Kolašin bei der Unterkunft von vor 2 Tagen an. Eigentlich wollte ich in Montenegro die unbefestigten Wege des TT4 fahren und dafür würden 2 bis 3 Tage benötigt. Leider gab das Wetter nur einen Tag her, da es danach wieder heftig regnen sollte. Ein Grundsatz, fahre niemals in den Bergen unbefestigte Wege bei heftigem Regen. Also musste ich wieder vor dem Regen flüchten. Ich schaute lange auf die Wetterdaten um einen Ort zu finden, an dem man einigermaßen verschont bleiben würde. Die Wahl viel auf Šibenik an der kroatischen Adriaküste. Am Morgen des sechten Tages brach ich auf um trocken nach Šibenik zu kommen. Der Tag fing sehr schön mit Sonnenschein an und ich fuhr wieder durch wunderschöne Landschaften in Montenegro und anschließend in Bosnien und Herzegowina.
Kurz nach der kroatischen Grenze wurde es ziemlich Finster und es sah leider nicht gut aus. Ich versuchte auf der kroatischen Autobahn dem Regen zu entkommen. Das gelang zunächst auch bis es mich dann doch noch erwischte. Ich hielt unter einer Brücke an und zog meine Regenklamotten über. Die Dusche dauerte allerdings nur 20 Minuten und hörte dann wieder auf. Vor Šibenik wurde das Wetter wieder besser. Ich musste etwas suchen um die Unterkunft zu finden. Zum Glück mit Motorrad, da es dort sehr enge Gassen hat. Der ein oder andere Anwohner muss zum Teil diese Gassen Rückwärts fahren, da es keine Chance zum Wenden gibt. Das meine Unterkunft einen Parkplatz direkt hinterm Haus hatte, kam mir als Motorrad Fahrer entgegen. Zudem lag sie einigermaßen günstig unweit der Altstadt. Das Ship Musikfestival, welches zu diesem Zeitpunkt statt fand, schallte von der Festung herab. Da es nicht mehr richtig warm war hielt sich der Massentourismus in Grenzen und am Badestrand war es Wetterbedingt ganz leer. Dafür lernte ich aber ein für mich neues Verkehrsschild kennen. Šibenik war ein idealer Ort um 2 Nächte zu verbringen da es vorher rund herum Wettertechnisch nicht besser wurde. Durch die Altstadt schlendern oder im Restaurant am Meer ein Bierchen trinken. Es gab aber mehr zu entdecken wie 1 Tag hergab. Einfach mal in der Suchmaschine den Ort suchen und man bekommt eine Fülle von Sehenswürdigkeiten und Ausflugstipps.
Nach 2 Nächten fuhr ich aber in südöstlicher Richtung auf Bosnien und Herzegowina zu, da ich in Kroatien noch unbefestigte Wege unter die Räder nehmen wollte. Wieder suchte ich dazu möglichst kleine Nebenstraßen aus und fuhr durch schöne Landschaften bis nach Sinj. Dort ging es dann wieder in nordöstlicher Richtung bis mich dann endlich die unbefestigten Wege empfingen. Endlich das machen, was eigentlich von Anfang an auf dem Plan stand. Nachdem ich schon ein ganzes Stück fuhr, sah ich rechts einen geländetauglichen Krankenwagen. Da saßen 2 Leute drin und gaben mir den Daumen nach oben…. Sehr seltsam, was macht der hier ? Später im weiteren Verlauf begegnete ich dann noch einem Minenräumfahrzeug. Im Tagesverlauf waren es dann sogar insgesamt drei Minenräumfahrzeuge die alle Ferngesteuert sind. Einen großen Dank an die Leute die den Mist dort wegräumen und das wird noch 100 Jahre dauern, liest man. Ich schreibe jetzt nicht hier hin was ich den Verursachern wünsche.
Plötzlich wie aus dem Nichts überholten mich Quads und Offroad Motorräder. Es wurde steiler und gröber und es kam was kommen musste. Der erste „Sturz“ und es sollte nicht der letzte sein. So etwas nennt man auch Bodenproben sammeln. Ist nicht so schlimm Moped in Position zerren und hoch damit. Ich musste dieses mal tatsächlich das Gepäck teilweise abladen obwohl ich so wenig wie nie dabei hatte. Immerhin mit kompletter Campingausrüstung. An dieser Stelle meldete sich mein Bauchgefühl und gab mir zu bedenken ob man nicht besser umkehre. Mein Kopf sagte mir, das wäre idiotisch da ich diesen Anstieg schon zur Hälfte geschafft hatte. Da wusste ich noch nicht das dieser Anstieg nicht die letzte Schwierigkeit war. Also beschloss ich weiter zu fahren in einer außergewöhnlichen Landschaft. Es kamen noch weiteres Geröll, steiniger Boden und Große Pfützen in die man eigentlich nicht stecken bleiben sollte bei diesem steinigen Boden. Nur sieht man nicht wie tief die sind, egal durch und es ging auch gut. Es kamen immer mehr Motorräder, da hier wohl irgendeine Veranstaltung war. Da wurde mir auch die Gegenwart eines Krankenwagens klar. Einige von den Teilnehmern hielten bei mir an und fragten mich ob andere Motorräder hier vorbei kamen. Gerne wies ich ihnen den Weg und bejahte dies. Zumal bei den weiteren 3 Bodenproben die ich sammelte, mir 2 mal von den vorbei fahrenden geholfen wurde, vielen Dank dafür. Bei dem letzten der „Stürze“ war dann auch das nachlassen meiner Kräfte beteiligt. Ich legte eine Pause ein, konnte danach aber nur sehr langsam weiter. Über den Bergen zogen dunkle Wolken heran und mahnten mich hier weg zu kommen. Es ging dann irgendwann auch wieder etwas steiler bergab mit grober Fahrbahn. Ich hatte für 14 Km sage und schreibe 4 Stunden benötigt und mein Akku war komplett leer.
Ich fuhr dann zum anvisierten Campingplatz am See (Perućko jezero) und stellte fest das es ganz schön kühl war und das Wetter wieder nach Regen aussah. Vor allem die Aussicht auf Regen hielt mich davon ab, da ich dann das Zelt nass einpacken oder gar im Regen einpacken müsste. Also auf Booking geschaut ob es was in der Gegend gab. Ich hatte auch prompt etwas sehr günstiges in Corić in Seenähe gefunden und machte mich auf den Weg. Nur das es in Corić war, stand nicht in der Wegbeschreibung und so wurde es noch eine längere Suche. Natürlich wusste niemand den ich fragte wo das sein sollte. Als ich es endlich fand, wurde ich herzlich empfangen und zum Essen mit frischem Fisch aus dem See etwas Fleisch und Kartoffeln eingeladen.
Aus der WhatsApp Gruppe der Tehth Teilnehmer erfuhr ich das es in Österreich heftig schneite und ein Durchkommen fraglich sei. Gut, das ist für mich nicht das erste mal das es Schnee im September in Österreich gab. Ich hatte das schon einmal während eines Aufenthalts in Friaul Italien. Noch musste ich nicht da durch fahren aber leider verhießen die Wettervorhersagen auch für Kroatien und Slowenien nichts gutes. Also wieder nachgeschaut was die beste Option fürs Wetter ist. Ich machte dann Senj an der Küste als nächstes Ziel aus. Nachts hatte es tatsächlich geregnet, hörte aber auf als ich los fuhr. Ich hatte dort eine gute Unterkunft mit fantastischem Ausblick vom Balkon aus aufs Meer.
Einen kleinen Nachteil gab es jedoch. Man musste ca. 28 Minuten die 1,6 Km zu Fuß laufen bis zum Zentrum und es ging stetig bergab. Man hätte natürlich auch fahren können, ich ging zu Fuß. Ich verbrachte auch dort 2 Nächte, da dies meist genügte um den kurzen Wintereinbruch in Österreich zu überbrücken. In der Zwischenzeit konnte ich auch mein Motorrad an einem Waschplatz günstig säubern, was durchaus notwendig war. Senj selber sagte mir nicht so sehr zu. Man lässt dort zu viel verfallen obwohl Tourismus vorhanden ist. So verließ ich nach 2 Nächten diese Unterkunft und ich bekam die nächste Überraschung mit dem Namen Bora. Das sind böige kalte Fallwinde die eine Geschwindigkeit von 200 Km/ h erreichen können. Als Motorrad Fahrer ist das wahrlich kein Spaß und einmal hätte es mich fast auf diesen 65 Km erwischt. Dann ging es weiter Richtung Landesinnere und zu guter letzt wieder auf die Autobahn.
Da es auch in Slowenien nicht so gut aussah, fuhr ich leider direkt durch bis Österreich. Dort legte ich noch mal eine Übernachtung in der Frühstückspension in Irschen ein, die nicht nur Frühstück anbieten. Ich konnte dort mein Motorrad in der Garage unterstellen und hatte eine nette Unterhaltung mit den neuen Besitzern, einem jungen Paar mit kleinem Kind. Ich hoffe für die drei, das sie erfolgreich sein werden und ihr Auskommen haben. Ich würde dort wieder übernachten wenn es sich ergäbe. Es war zwar älter aber blitz sauber und das Essen war gut. Und wenn man von der Straße Richtung Felbertauern Tunnel kommt, kann man auch unten noch im Supermarkt etwas einkaufen. Am nächsten Morgen ging es nach einem guten Frühstücksbuffet via Felbertauerntunnel, Kitzbühel und Kufstein Richtung Heimat. Nach dem Felbertauentunnel war es recht frisch und man fuhr in einer Schneelandschaft. Naja, fast, ganz so schlimm war es nicht. Es lag halt etwas Schnee neben der Straße. Es hatte sich rentiert meine Thermounterwäsche mit zu nehmen und vor allem nach meiner letzten Übernachtung zu tragen.
Natürlich bekam ich den ersten Stau auf Deutschlands Autobahn kurz vor Ulm.
Jetzt hatte ich erst mal vom Balkan genug, nachdem es schon das zweite Jahr mit Regen dort war. Mal sehen von welchem Land ich das nächste Jahr berichten werde.
Hier der komplette Track Balkan 2024 als gpx