Portugal 1988

Die Reise die einiges änderte

1988 hatte ich die Idee nach Portugal zu reisen. Wir starteten im Sommer morgens um 5:00 Uhr. Meine Freundin und heutige Frau, das Campinggepäck und ich mit meiner Honda CB400N. Als Kontrollfreak war alles minutiös geplant, ein Fehler den ich so nie mehr wiederholen werde.

Die Strecke

Die Planung, an welchem Tag welches Zwischenziel erreicht werden sollte, ging schon am ersten Tag in die Brüche. Wir fuhren, um schnell voran zu kommen, auf der Autobahn bis Béziers in Frankreich und übernachteten dort in der Gegend um Valras-Plage. Das waren knapp 1000 Km am ersten Tag und wir brauchten dann auch einen Tag Pause. Mein Plan war damit schon um einen Tag in Verzug. Hier wusste ich noch nicht das es noch mehr Tage werden würden. Machte aber nichts, es war herrlichstes Wetter aber auch sehr heiß

Béziers nach Adra

Am Tag 3 fuhren wir weiter über die D914 via Cerbère am Meer entlang. Nach Grenzkontrolle und Umtausch von DM in Pesetas ging es in Spanien weiter auf der N-260 dem nächsten Zwischenziel entgegen. Eine Stecke die sich lohnte, da sich immer wieder schöne Ausblicke aufs Meer ergaben.

Wir sind dann weiter über Barcelona und Valencia bis nach Adra. Wer Zeit hat, sollte in Barcelona unbedingt ein paar Tage Pause machen. Auf dem Weg dorthin hatten wir eine endlos lange Gerade auf der wegen hohem Verkehrsaufkommens auch nicht überholt werden konnte. Das waren die Situationen bei denen man plötzlich einen Tiefpunkt bekam und fast schon keine Lust mehr hatte weiter zu fahren. Man fuhr mit maximal 50 Km/h der endlosen Blechlawine bei hohen Temperaturen hinterher. Wir fuhren dann ein Stück unterhalb der Sierra Nevada entlang und es war brütend heiß. Wir saßen auf dem Motorrad in unseren Schwabenlederkombis im eigenen Saft.
Ab und zu probierte man das Visier auf zu machen um es sofort wieder zu schließen. Der heiße Fahrtwind war unerträglich die Gegend dafür umso schöner.

Stellplatz in Adra

Wir suchten uns in Adra einen Campingplatz für die Nacht. Das war nicht einfach da dort alles überfüllt war. Zum Glück bot uns ein Motorradfahrer an auf seinem Platz unser Zelt mit aufzustellen. Es war ein Vater der mit seinem Sohn auf dem Motorrad den Urlaub verbrachte. Die Plätze dort sind wie Carports mit einem Dach aus Bast was uns etwas Schatten bot.

Am 4. Tag ging es über Malaga die Küstenstraße entlang nach Algeciras, da wir unbedingt Gibraltar anschauen wollten.

Adra nach Algeciras

Wieder steuerten wir einen Campingplatz an wussten aber nicht, das die Leute dort zum Teil wohnten. Dicht gedrängt auf schmalen Sandstreifen bauten wir unser Zelt auf. Es war ein Platz der nicht zum Verweilen einlud und den wir auch nur für die Nächte in Anspruch nahmen.

Gibraltar

Dort trafen wir noch einen CB400N Fahrer der damit tatsächlich nach Marokko in die Wüste wollte. Als ich ihn auf seine lose Kette aufmerksam machte, erwiderte er mir das er schon ein Glied raus gemacht hätte ! Ich sagte ihm das er damit aber nicht mehr weit käme, was ihn aber anscheinend nicht interessierte. Am 5. Tag schauten wir uns Gibraltar an und mussten erst über die Start und Landebahn die die Straße querte. Lediglich eine Ampel steuerte den Verkehr zwischen Flugzeugen und Autos.

Ein merkwürdiges Gefühl mitten über eine Start und Landebahn zu fahren und man schaute, ob sich nicht doch ein Flugzeug näherte. Auf Gibraltar sind wir dann den Berg hinauf der oben eine phantastische Aussicht bot. Die berühmten Affen fanden wir allerdings nicht. Wir haben noch eine Grotte besucht in der auch Konzerte statt fanden.

Algeciras nach Albufeira

Am 6. Tag war es so weit. Es ging über Sevilla nach Portugal. Nach Grenzkontrolle und Umtausch von DM nach Escudo reisten wir nach Portugal ein. Auf der Fahrt bis nach Portugal hatten wie kaum Motorräder gesehen und hier kam uns gleich ein ganzer Pulk hupend und winkend entgegen.

Wir steuerten zielstrebig einen Campingplatz am Meer in der nähe von Albufeira an. Wir waren schon in der Einfahrt da kam uns ein Motorradfahrer entgegen und sprach uns an. Er hole gerade noch seine Sachen, denn dieser Platz wäre sehr schlecht. Sie haben einen besseren gefunden und wenn wir Lust hätten könne er uns diesen Zeigen. Wir überlegten nicht lange und nahmen das Angebot dankend an. Dieser Platz war nicht direkt am Meer war aber tatsächlich sehr gut. Genügend Platz ums Zelt herum, saubere sanitäre Anlagen und ein Restaurant mit leckerem Essen. Es gab auch mehrere Pools was bei entsprechenden Temperaturen nicht zu verachten ist. Wir verbrachten 5 Tage dort und machten Ausflüge nach Faro, schauten uns Albufeira an, fuhren bis zum Cabo de São Vicente und verbrachten schöne Stunden an den herrlichen Stränden der Algarve.

Camping bei Albufeira

 

Cabo de São Vicente

 

 

 

 

 

Faro
Faro

Am 11. Tag ging es dann weiter Richtung Norden zum nächsten Ziel Lisboa. Man sollte unbedingt die IP7 nehmen vorbei an der riesigen Statue von Cristo Rei über die phantastische Brücke. Diese hat auf der linken Spur ein Gitterrost auf dem man heute als Motorradfahrer nicht mehr fahren darf.

Albufeira nach Lisboa

In Lissabon verbrachten wir 2 Tage. Da es sehr viel zu sehen gab war dies eigentlich zu wenig.

Lisboa

Die alte Prachteinkaufsstraße in der übrigens später im gleichen Jahr ein Feuer tobte.

Lisboa

Den Aufzug Elevador de Santa Justa, die Holzstraßenbahn, die Sé de Lisboa, Convento do Carmo, jede Menge alter Bauwerke und und und.

Das ließe sich endlos fortsetzen, ein Blick auf Google Maps (damals noch nicht), reicht um zu sehen wie viel es dort zu Entdecken gibt.

Lisboa nach Figueira da Foz

Die Reise ging am 14. Tag weiter bis auf einem Campingplatz am Strand bei Figueira da Foz. Von dort aus besuchten wir die alte Universitätsstadt Coimbra mit seinen Sehenswürdigkeiten.

Coimbra

Die Reise ging weiter und wir trafen am 16. Tag in Viana do Castelo ein.

Figueira da Foz nach Viana do Castelo

Hier führt eine interessante Brücke über den Lima bei der die Eisenbahn unter der Straße über den Fluss geführt wird. Hervorzuheben ist die Kirche (oder Tempel) Santuário de Santa Luzia die auf einer Anhöhe liegt. Sie bietet einen schönen Altar mit tollen Gemälden an der Kuppel. Man kann nach oben außen auf die Kuppel von wo man einen herrlichen Panoramablick hat.

Wir blieben hier 2 Tage um etwas auszuruhen.

Pause unterwegs.
Der Rucksackpanda zahlte seinen Tribut, denn der war stellenweise mal weiß 🙂

Viana do Castelo nach Llanes
Viana do Castelo nach Llanes

Dann ging es weiter nach Spanien wieder eine Grenzkontrolle aber dieses mal mussten wir nichts wechseln da wir noch Pesetas übrig hatten. Bei Pausen am Straßenrand kamen immer wieder mal Fahrzeuge vorbei die hupten und uns freundlich zu winkten.
Es ging dann weiter über Ourense, Lugo, Ribadeo an Spaniens Nordküste entlang bis nach Llanes. Leider gibt es keine Bilder von dort da es permanent regnete. Was für ein Kontrast gegenüber dem heißen Süden. Die Gegend dort ist wunderschön. Man stelle sich Allgäu, Schwarzwald und Meer auf einmal vor. Da wir auch einiges auf Autobahnen unterwegs waren ging uns, als eine geplante Tankstelle nicht existierte, der Sprit aus. Zum Glück hat die CB400N eine für den Normalbetrieb etwas ungünstige Tankform, so das nach hinlegen und wieder aufrichten des Motorrades, Benzin von der einen Seite auf die andere floss.

Llanes nach Biarritz

Mit diesem Rest konnte die Reise bis zur nächsten Tankstelle fortgesetzt werden. Inzwischen war der 19. Tag angebrochen und es ging von Llanes Richtung Frankreich. Auch hier wieder die damals übliche Grenzkontrolle mit Geldwechsel. Ich merkte das etwas mit der Honda nicht stimmte, sie fühlte sich schwammig an. Wir kamen bis Biarritz und schlugen dort unser Zelt auf. Ich musste der Sache mit dem schwammigen Fahrgefühl auf den Grund gehen.

Ich stellte ziemlich schnell den Grund fest, das Hinterrad hatte Spiel. Also ausbauen und die Befürchtungen wahr werden lassen. Das Radlager war so etwas von hinüber. Was tun an einem Freitag Nachmittag. Ich hatte einen ADAC Schutzbrief, also einfach mal dort anrufen. Was dann passierte verschlug mir die Sprache. Die Dame am anderen Ende sagte nur kurz das jetzt Wochenende sei und man nichts machen könne, dann legte sie auf. Ich denke mein Fluchen haben sogar die Franzosen verstanden. Glück im Unglück, in Biarritz gab es eine Honda Werkstatt, die aber leider das Radlager erst bestellen musste. Wir saßen fest und das in einer nicht gerade günstigen Gegend. Zum Glück passierte das nicht in Portugal oder Spanien, da es dort damals so gut wie keine Honda Werkstätten gab.

Also nahmen wir uns zwangsweise die Zeit und vergnügten uns bei herrlichen Wellen am Strand des Atlantiks oder gingen spazieren. Am 3. Tag abends wunderte ich mich wie ein Frau die ganze Zeit Schmerzlaute von sich gab als sie von den Sanitärgebäuden aus über den Platz lief. Der Wind hatte kräftig aufgefrischt und als ich dann auch über den Platz musste, wußte ich warum sie ein paar Schmerzlaute von sich gab. Ich hatte mir bis dahin nicht vorstellen können wie diese Piniennadeln die durch die Luft flogen einen piecksen konnten. Der Wind wurde immer kräftiger und wuchs zu einem heftigen Sturm. An schlafen war nicht zu denken und als nachts um 1:30 Uhr die Kettensägen durch die Nacht schallten, wussten wir dieser Sturm war heftig. Am nächsten Tag konnte man das ganze Ausmaß sehen. Bäume waren auf Wohnwagen oder Autos gefallen, glücklicherweise ohne Personenschäden. Wir hatten Glück, da bei uns und unserer unmittelbaren Nachbarschaft nichts passiert war. Wir saßen 5 Tage in einer wirklich schönen aber teuren Gegend fest bis das Hinterrad repariert war. Der Urlaub musste aus der Ferne um ein paar Tage verlängert werden.

Biarritz nach Bourbon-Lancy

Am 27. Tag ging es dann weiter über Bordeaux. Limoges, Montluçon, Moulins bis nach Bourbon-Lancy. Das schöne an Frankreich ist, man muss sich über Campingplätze keine Gedanken machen da es dort überall welche gibt.

So steuerten wir dort einen Camping Municipal an und bekamen einen riesigen Platz für uns alleine zugewiesen. Von dort aus ging es dann am nächste Tag über Besançon, Mulhouse und wieder einer Grenzkontrolle nach Hause. Wir kamen nach 28 Tagen und 6400 Km wieder zu Hause an. Um einige Erfahrungen reicher wurden meine Fahrten danach um einiges lässiger angegangen.

Mein Fazit:
Man braucht keine 100PS um auch weitere Reisen zu unternehmen.
400 ccm und 43 PS reichen auch und das auch noch zu zweit.
Man sollte nicht alles haargenau Planen da es eh anders kommt.
Es reicht vollkommen die Route mit dem was man unbedingt sehen will zu planen. Während der Reise kann man immer noch die Dauer im Auge behalten  und notfalls um planen. Die Reise und damit auch der Urlaub beginnt vor der Haustüre und nicht erst an den anvisierten Zielen.

Und zusätzlich aus heutiger Sicht:
Wie schön es heute ist ohne Grenzkontrollen und Geldwechsel mit Umrechnung einfach durch weite Teile Europas fahren zu können. Das sollten wir uns nicht kaputt machen lassen. Es ist nicht alles gut was in der EU entschieden wird und vielleicht brauchen wir auch eine andere Europapolitik aber Grenzen sollten fallen und nicht wieder aufgebaut werden. Immerhin haben wir schon sehr lange Frieden in Europa und den gilt es zu bewahren. Die Welt ist schön da draußen und die meisten Menschen sind nett und hilfsbereit.

 

Navis gab es damals noch nicht und man reiste mit Karten. Warum das, was man gerade benötigt immer im Falz der gefalteten Karte ist, habe ich bis heute nicht raus gefunden. Ich nehme auch heute noch, trotz Navi, gerne Karten mit. Bei Navis fehlt meistens der große Überblick.

Sorry für die Qualität der Bilder. Die sind alle von Dias eingescannt, digital gab es damals noch nicht.